Mittwoch, 23. Dezember 2020

2020 - ein ungewöhnliches Jahr

Kalenderblatt zeigt den 31.12. auf den ein Bleistift zeigt
Bild von Pixabay 
Ungerne stelle ich mein privates und persönliches Leben in die Öffentlichkeit. Ich meine, Privat ist eben Privat und geht nur etwas den engsten Mitgliedern der Familie etwas an. Nur, bei mir ist nichts mehr übrig von Familie mit der ich etwas teilen kann. Soll und muss ich nun alles in die Öffentlichkeit tragen? Nein, sicherlich nicht und dennoch gibt es vieles persönliches, dass auch mein "öffentliches" Leben betrifft und beeinflusst.

2020 war ein besonderes Jahr, ungewöhnlich in vielerlei Hinsicht und daran ist nicht unbedingt Corona schuld. Ich werde versuchen dem Ganzen etwas Chronologie zu geben und so zu ergänzen, dass man versteht warum es eben etwas besonderes für mich ist.

30. Juni, das offizielle Arbeitsleben ist zu Ende. Aber es geht weiter: Mit 3 Stunden am Tag weiter zu arbeiten, die Rente zu ergänzen, das hat schon Mal geklappt. Die Rente aus Deutschland kommt pünktlich und die Umstellung von Erwerbsminderungsrente auf Regelaltersrente klappte problemlos. Die Rente aus Italien, die muss noch etwas warten, die gibt es erst mit 67 Jahren aber die Invalidenrente läuft ja zum Glück weiter. Ein komplizierteres Rentensystem als in Italien kann ich mir schwer vorstellen und selten habe ich solche Berge an Papier bewegen müssen. Eine jährliche Bescheinigung, dass ich noch leben, ist auch nicht wirklich lustig. 

Mit 66 Jahre fängt das Leben fängt erst an, sang einst Udo Jürgens. Ja, das könnte man wirklich glauben denn an Arbeit, Ehrenamt und schönen Aufgaben mangelt es wirklich nicht.

  • Mein Arbeitgeber beschäftigt mich weiter mit nun 3 Stunden am Tag.
  • Im Betrieb bin ich wieder Vertrauensperson der Schwerbehindertenvertretung und führe als nachgewählter Stellvertreter aktuell die Geschäfte.
  • Für den SoVD, dem Sozialverband Deutschland wurde ich stimmberechtigtes Mitglied im Landesteilhabebeirat und sitze nun auch in der Vertragskommission zur Umsetzung des BTHG im Land Bremen.
  • Die Arbeitsgemeinschaft Selbst Aktiv - Menschen mit Behinderungen in der SPD, Landesorganisation Bremen, hat mich erneut für 2 Jahre zu ihrem Vorsitzenden gewählt. 
  • Die SPD-Fraktion im Beirat Walle, dem Stadtteil in dem ich in Bremen wohne, hat mich als Nachrückender sachkundiger Bürger für den Fachausschuss Kultur, Sport und Migration benannt.
  • Die SPD-Arbeitsgemeinschaften "Migration und Vielfalt" und die "SPDQueer" im Land Bremen haben mich als Beisitzer in die Vorstände gewählt. 
  • Eine angekündigte Betriebsschließung die in eine Teilschließung gewandelt werden konnte. Eine wirklich anstrengende und Erfahrung mit vielen Emotionen, endlosen Verhandlungen, Diskussionen und Betriebsratssitzungen. 
Und natürlich auch traurige Erlebnisse wie der Verlust meines Schwagers und leider auch Freundinnen und Freunde und nicht nur wegen Corona. Es stimmt einen traurig Menschen die man liebte zu verlieren. Des Öfteren tut dies unheimlich weh.

Ja, und nun heißt es zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Was sind die Zutaten dazu? 

Gesundheit, Freunde und Gesellschaft, eine schöne Zeit, etwas zum Träumen. Das ist das, was ich mir und meinen Freundinnen und Freunden auch wünsche.

Friedliche Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr 
wünsche ich von Herzen


Udo Schmidt

Bunter Weihnachtsbaum
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay 



 

Mittwoch, 16. September 2020

Neuwahlen der AG Selbst Aktiv Bremen

Die AG Selbst Aktiv - Menschen mit Behinderungen in der SPD-Landesorganisation Bremen hat auf ihrer Landeskonferenz / Mitgliederversammlung am 15. September 2020 neu gewählt. Die Wahlen mussten aufgrund der Corona-Pandemie vom März auf September 2020 vorschoben werden.
Bestätigt wurden der Landesvorsitzende Udo Schmidt und die Stellvertretenden Rosemarie Kovač und Harald Metzdorf. Als Beisitzer*Innen im Vorstand wurden gewählt: Karsten Reimer, Lars Peinemann, Dominik Meine, Monika Eberlein, Alexander Jung, Adelarisa Kedenburg und Heiko Blohm. Erfreulich ist das Mitwirken diverser Genossinnen und Genossen aus Bremerhaven.
Wir freuen uns trotz den Einschränkungen unter Corona wieder Aktiv werden zu können.

Mittwoch, 8. Juli 2020

Neuwahlen SPDQueer Bremen 2020

Heute haben wir unseren Landesvorstand der Arbeitsgemeinschaft SPDQueer, mit etwas Verspätung wegen der Corona-Pandemie, neu gewählt.
Nicoletta als Vorsitzende, Wibke und Jörg als Stellvertretende, Dieter, Nicole, Marvin, Udo und Lucie als Beisitzer.

Auf dem Bild - mit coronabedingtem Hygiene-Abstand - v.L. Nicole, Jörg, Wibke, Nicoletta, Marvin, Dieter, Lucie und Udo

Bild könnte enthalten: eine oder mehrere Personen, Personen, die stehen, Himmel und im Freien

Dienstag, 30. Juni 2020

Mein letzter Pflichtarbeitstag

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

17805 Tage oder
1483 Monate oder
342 Wochen oder
48 Jahre und 9 Monate
habe ich gearbeitet.
Heute war der letzte Pflichtarbeitstag,
nun geht es reduziert weiter weil es noch Spaß macht.

Montag, 4. Mai 2020

Meine Forderung zum Protesttag am 5. Mai 2020

Der Weg der Inklusion müsse konsequent weitergegangen werden! 

Statement zum Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung 2020 am 5. Mai 2020 in Europa


Teilhabe von Anfang an! Barrierefrei und ohne Diskriminierung in die Zukunft
Ein Statement der AG Menschen mit Behinderungen in der SPD (Selbst Aktiv) im Land Bremen

Die Corona-Krise hat gezeigt, die Teilhabe der Menschen mit Behinderungen ist noch lange nicht eine Selbstverständlichkeit in unserer Gesellschaft. So wurden beispielsweise die Pressekonferenzen des Bundes oder einiger Bundesländer anfangs nicht in Gebärdensprache übertragen und die lebenswichtigen Informationen nicht in einfacher und verständlicher Sprache veröffentlicht. Erst nach erheblichem Druck von Verbänden, Organisationen und Protesten Betroffener, in Bremen auch mit der parlamentarischen Anfrage der SPD-Bürgerschaftsfraktion vom 10. März 2020, haben sich die Regierungen dazu durchgerungen, ihren Verpflichtungen bei den Liveübertragungen nachzukommen, die Redebeiträge wurden endlich auch in Gebärdensprache übertragen. Informationen in einfacher Sprache wurden dankenswerter Weise durch Eigeninitiativen von Verbänden online zur Verfügung gestellt.

Unmöglich erscheint uns der Gedanke, Menschen mit Behinderungen, die ja offensichtlich wegen Vorerkrankungen und schwachen Gesundheitszuständen eine Risikogruppe für COVID-19 sind, isolieren zu wollen und somit noch weiter von einer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu isolieren. Alles unter dem absurden Vorwand somit weitere Infektionen isolieren bzw. verhindern zu können. Wie kann man so etwas auch nur in Gedanken fassen? Fast 10 % der Bevölkerung gelten als behindert!!

Hat sich mal jemand Gedanken darüber gemacht, was mit den Menschen, die in den Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) beschäftigt sind, geschieht, die wegen den aktuellen Einschränkungen nicht arbeiten dürfen und somit auch ihr „Taschengeld“ in Höhe von ca. „stolzen“ 180,- € im Monat nicht bekommen? Für viele Menschen mit Behinderungen stellt dieses Entgelt das einzige Einkommen dar über welches sie frei verfügen können. Nun gibt es leere Taschen, niemand sorgt für ein Ersatzentgelt.

Körperliche Nähe für Assistierende, absolut notwendig, aber wie vermeidet man eine eventuelle Ansteckung und da ist es vollkommen egal wer wen anstecken könnte. Viele Menschen mit Behinderungen sind auf Assistenz angewiesen. Wer bezahlt Ausfälle, wie wird Assistenz im Krankenhaus, eventuell auf Isolierstation ausgeübt, wer trägt welche Verantwortung? Assistenten sind keine Pfleger! Vieles ist einfach nicht geregelt.

Schon mal überlegt, wie man einen Menschen mit Sehbehinderung begleitet? Anfassen oder Nähe ist für „Fremde“ nicht erlaubt. Soll der Mensch allein schauen, wie er über die Straße kommt oder sich nur in Schutzbekleidung bewegen oder schließen wir ihn einfach für die Zeit, egal, auch monatelang, einfach in sein Zuhause ein?

Kinder werden nach und nach alle wieder in die KiTas oder zur Schule gehen. Schulbegleiter müssen auf „Tuchfühlung“ begleiten aber auch gleichzeitig die notwendige Distanz einhalten. Wie soll das gehen? Die Folgen von „Corona“ dürfen nicht zu Rückschritten bei der Inklusion in Kindertageseinrichtungen und Schulen führen!

Wir laden alle Verbände, Organisationen, Betroffene und Betreuer, Assistenten und Unterstützer dazu auf, die Probleme, die innerhalb der Corona-Krise für Menschen mit Behinderungen entstanden oder durch dies ersichtlich geworden sind, zu sammeln und zu melden. Gemeinsam müssen wir dann die Probleme auswerten und dafür Lösungen finden. Es ist wahrscheinlich, dass es auch in der Zukunft Krisen geben wird und wir müssen Prävention betreiben, Vorsorge treffen und Rücklagen bilden.

Und zu guter Letzt müssen wir für eine gesellschaftliche Teilhabe sorgen, die den Namen und im Inhalt es wert sind.

Selbst Aktiv Bremen unterstützt die Initiativen des Arbeitskreis Bremer Protest gegen Diskriminierung und für Gleichstellung behinderter Menschen
#BremerProtest #InklusionJetzt









Arbeitsgemeinschaft Menschen mit Behinderungen in der SPD - (Selbst Aktiv)
Udo Schmidt (Landesvorsitzender)
Obernstraße 39-43
28195 Bremen
Telefon (0421) 3 50 18-0
E-Mail:
info@selbstaktiv-bremen.de

Nachtrag:

Wir freuen uns über die Information, dass in den Werkstätten für behinderte Menschen in Bremen das Entgelt weiter gezahlt wird obwohl die WfbM wegen Corona geschlossen sind. Bleibt der Fakt, dass wir hier nicht von Tarif- oder Mindestlohn sprechen können und somit auch nicht von Kurzarbeitsentgelt oder ähnlichem. Es bleibt beim "Taschengeld".

Donnerstag, 30. April 2020

Ich arbeite zum Leben


Ich lebe nicht nur zum Arbeiten und um die Inhaber meiner Firma zu bereichern. Solange ich meinen gerechten Anteil an meiner Arbeit erhalte, komme ich meinen Pflichten aus meinem Arbeitsvertrag nach. Eben Gleiches erwarte ich auch von meinem Arbeitgeber!
Das natürlich nicht nur am 1. Mai, dem Tag der Arbeit.

Leider halten sich die meisten Arbeitgeber nicht an die Vereinbarungen und verlangen immer mehr Leistung. Alles muss schneller geschehen, weniger Kosten und die Verantwortung - für was auch immer - wird auf die Arbeitgeber abgewälzt, welche natürlich auch für alles verantwortlich gemacht werden.

Die Gewerkschaften und die Betriebsräte müssen gestärkt werden, es braucht mehr kollektive und verbindliche Tarifverträge.

Art. 14 Grundgesetz, (2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. 
Sagt dieser Satz im GG nicht schon alles aus? 

Sonntag, 19. April 2020

Positive Corona-Berichterstattung erwünscht.

Liebe Journalist*Innen, ihr schreibt und zeigt immer so schöne Beiträge auf was die Deutschen wegen der CORONA-Pandemie so alles verzichten müssen und wie schlecht es dabei der Wirtschaft geht und wie es doch Kommunen oder andere dabei so schlecht geht.
Wie wäre es aber mal darüber zu berichten wie gut es uns gesundheitlich dadurch geht, dass wir alle so viele Opfer bringen und wie gut es ist sich an die Regel zu halten um eine weitere Verbreitung der Pandemie zu vermeiden? Was wir an Opfer bringen um möglichst bald wieder ein lebenswertes und menschliches Leben führen zu können? Ich könnte mir gut vorstellen, dass es den Menschen - nicht nur in Deutschland - besser geht wenn man sie in ihren Bemühungen unterstützt anstatt alles negativ darzustellen! Das Leben gibt es nur Einmal, die wirtschaftlichen Interessen lassen sich vielfach wieder aufbauen.
Etwas Mühe und ihr bringt bestimmt eine positivere Berichterstattung fertig.

Freitag, 24. Januar 2020

Behindertenpolitischer Stammtisch - Politische Teilhabe


Am 24. Januar fand bei SelbstBestimmt Leben e.V. ein politischer Stammtisch statt auf dem ich ein Referat zum Thema "Politische Teilhabe" halten durfte.

Ein spannender Abend mit vielen interessanten Fragen. Meinen Leitfaden, den ich als Präsentation vorgestellt habe, möchte ich hier öffentlich machen:

Einladung zum Stammtisch
Auch in der aktiven Politik gilt: 
Behindert ist man nicht, behindert wird man und "Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden", so steht es in Artikel 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland.
Wie sieht es mit der politischen Teilhabe der Menschen mit Behinderungen in der Realität aus und was hindert uns daran politisch stärker aktiv zu sein?

Ist politische Teilhabe erwünscht?

Als einer der ersten Vertragsstaaten hat Deutschland das
Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) im März 2007 unterzeichnet und im Mai 2008 ist die UN-BRK in Kraft getreten. „Die Konvention konkretisiert die universellen Menschenrechte für Menschen mit Behinderungen und stellt klar, dass diese ein uneingeschränktes und selbstverständliches Recht auf Teilhabe besitzen“.

Und wie sieht es nun wirklich in der Realität aus? Ist politische Teilhabe von Menschen mit Behinderungen auch tatsächlich erwünscht?

Wir müssen uns zunächst mit ein paar wichtigen und klärenden Fragen beschäftigen. Was ist eine aktive Teilhabe und was die passive Teilhabe am politischen Leben?

Aktives und passives Wahlrecht, was ist das?

Der Artikel 29 der UN-BRK sagt folgendes aus:

Teilhabe am politischen und öffentlichen Leben
(1) Die Vertragsstaaten garantieren Menschen mit Behinderungen die politischen Rechte
sowie die Möglichkeit, diese gleichberechtigt mit anderen zu genießen, und verpflichten sich,
25a) sicherzustellen, dass Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen wirksam und umfassend am politischen und öffentlichen Leben teilhaben können, sei es unmittelbar oder durch frei gewählte Vertreter oder Vertreterinnen, was auch das Recht und die Möglichkeit einschließt, zu wählen und gewählt zu werden; unter anderem
i) stellen sie sicher, dass die Wahlverfahren, -einrichtungen und -materialien geeignet,
zugänglich und leicht zu verstehen und zu handhaben sind;
ii) schützen sie das Recht von Menschen mit Behinderungen, bei Wahlen und
Volksabstimmungen in geheimer Abstimmung ohne Einschüchterung ihre Stimme
abzugeben, bei Wahlen zu kandidieren, ein Amt wirksam innezuhaben und alle öffentlichen Aufgaben auf allen Ebenen staatlicher Tätigkeit wahrzunehmen, indem sie gegebenenfalls die Nutzung unterstützender und neuer Technologien erleichtern;
iii) garantieren sie die freie Willensäußerung von Menschen mit Behinderungen als Wähler
und Wählerinnen und erlauben zu diesem Zweck im Bedarfsfall auf Wunsch, dass sie sich bei der Stimmabgabe durch eine Person ihrer Wahl unterstützen lassen;
b) aktiv ein Umfeld zu fördern, in dem Menschen mit Behinderungen ohne Diskriminierung
und gleichberechtigt mit anderen wirksam und umfassend an der Gestaltung der
öffentlichen Angelegenheiten mitwirken können, und ihre Mitwirkung an den öffentlichen
Angelegenheiten zu begünstigen, unter anderem
i) die Mitarbeit in nichtstaatlichen Organisationen und Vereinigungen, die sich mit dem
öffentlichen und politischen Leben ihres Landes befassen, und an den Tätigkeiten und der
Verwaltung politischer Parteien;
ii) die Bildung von Organisationen von Menschen mit Behinderungen, die sie auf
internationaler, nationaler, regionaler und lokaler Ebene vertreten, und den Beitritt zu
solchen Organisationen.

Wählen gehen und sich wählen lassen

Konkretisierend legt Artikel 29 bezüglich des aktiven Wahlrechts (das aktive Wählen gehen) fest, dass Wahlverfahren, Wahleinrichtungen und Wahlmaterialien geeignet, zugänglich sowie leicht zu verstehen und zu handhaben sein müssen. Bei der Stimmabgabe sollen die Vertragsstaaten erlauben, dass sich Menschen mit Behinderungen im Bedarfsfall auf ihren Wunsch bei der Stimmabgabe durch eine Person ihrer eigenen Wahl unterstützen lassen.

Das passive Wahlrecht (sich wählen lassen) soll gegebenenfalls durch die Erleichterung der Nutzung unterstützender und neuer Technologien für die Wahrnehmung eines Amtes geschützt sein.

Ausschluss vom Wahlrecht
Im Bremisches Wahlgesetz (BremWahlG) steht seit der Änderung vom 04.09.2018 im § 2 „Ausschluss vom Wahlrecht“
Ausgeschlossen vom Wahlrecht ist, wer infolge Richterspruchs das Wahlrecht nicht besitzt.

Gleiches gilt seit Mai 2019 auch für Bundes- und Europawahlen.

Ist die politische Teilhabe also gewollt?

Die UN-Behindertenrechtskonvention mit der Forderung der politischen Teilhabe gibt ein klares „JA“ auf die Frage, ob denn die politische Teilhabe behinderter Menschen eindeutig erwünscht ist und formuliert dies als Menschenrecht. In Artikel 29 Absatz 1 Punkt b wird ausdrücklich gefordert, ein Umfeld für diese politische Teilhabe zu fördern. Deutschland hat sich mit dem Beitritt klar dazu bekannt.

Doch die Praxis sieht anders aus.

So wird einem bereits bei einem Mitgliedsantrag bewusst, dass wir Menschen mit Behinderung bei den meisten Parteien gar nicht erwünscht sind. Bereits hier wird deutlich, dass die Aussage," Inklusion ist uns sehr wichtig" nur ein Lippenbekenntnis sein kann. Bereits hier werden wir durch Barrieren davon abgehalten, ein Teil der politisch Verantwortlichen sein zu dürfen. 

Um Mitglied zu werden, drucken Sie bitte das Antragsformular (PDF) aus
und schicken es leserlich ausgefüllt und unterschrieben per Post an die
angegebene Adresse (E-Mail-Anhänge werden nicht akzeptiert). 

Es stellt sich hier die Frage, ob die Parteien überhaupt wissen, was Worte wie "Inklusion" und "Teilhabe" oder auch politische Teilhabe überhaupt bedeuten. Denn außer der Verwendung als attraktives Schlagwort für Wahlwerbung, ist bei den Parteien wenig davon spürbar. So sind zum Beispiel die Informationen egal für welche Wahlen bei allen Parteien ausgrenzend für Menschen mit Sinneseinschränkungen.

Beispiel

Markus Ertl, von der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. - von dem auch ein Großteil der von mir verwendeten Informationen stammen, hat im Vorfeld der Bundestagswahl vier Ebenen der Partei-Informationen auf Barrierefreiheit gemäß Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) überprüft, wie etwa die www‑Startseite, der Mitgliedsantrag, Informationen auf Facebook und das Wahlprogramm. Dabei waren diese Angebote bei keiner der geprüften Parteien durchgängig barrierefrei gemäß BITV 2.0‑Standards. Leider sind hier nur Fragmente aus dem Strauß an Informationen mit Hilfstechnologie gut zugänglich. 

Teilhabe?

Aber jede Art von Teilhabe bedeutet, die Zugänglichkeit auf allen Ebenen und für Alle zu ermöglichen.
Diese Forderungen hat auch unser Bremischer Landesbehindertenbeauftragter Dr. Joachim Steinbrück ausgesprochen und ist auch von mir wiederholt in meiner Partei gefordert worden. 

Für Markus Ertl ist es unerklärlich, dass WählerInnen mit Behinderungen, bei Parteien auf der Jagd nach Wählerstimmen, immer noch ausgegrenzt bleiben und fordert bei Wahl endlich barrierefreie Informationen, barrierefreie Wahlveranstaltungen und auch über die Wahl hinaus die Selbstver-
ständlichkeit von barrierefreier politischer Teilhabe.

Und wie sieht es aus mit Menschen mit Behinderung als aktive Politiker?

Ich habe mir die Frage gestellt, welche Parteien haben Kandidatinnen und Kandidaten mit Behinderungen zu den letzten Wahlen in Bremen aufgestellt?

Offensichtlich ist das kein Thema, es findet sich nirgendwo ein Hinweis ob eine Kandidatin oder ein Kandidat ein Mensch mit Behinderung ist und dabei sind mehr als 10 % aller Bürger von Behinderungen betroffen. Es ist offensichtlich, Menschen mit sichtbarer Behinderungen sind proportional unterrepräsentiert.

Natürlich haben wir Politiker im Rollstuhl auf allen politischen Ebenen in Deutschland, einer der bekanntesten wird Wolfgang Schäuble der seit 1990, nach einem Attentat, im Rollstuhl sitzt.

  • Die 54-Jährige Eiko Kimura aus Japan, erkrankt an Zerebralparese, wurde im Juli 2019 ins japanische Oberhaus gewählt. Sie ist mit ihrem roten Elektro-Rollstuhl ins Parlament eingezogen, auf dem sie mehr liegt als sitzt. Ihre Beine und die linke Hand sind fast vollständig gelähmt. Neben ihr wurde auch Yasuhiko Funago gewählt, der an der Lou-Gehrig-Krankheit leidet, an der auch der britische Physiker Stephen Hawking erkrankt war. Die beiden Politiker sind die ersten schwerbehinderten Abgeordneten im japanischen Parlament.
  • Patrick Hennings ist gehörlos. Der taz schrieb er daher per Mail von seiner schwierigen Arbeit als sachkundiger Bürger im Beirat Bremen-Oberneuland. Seit Sommer sitzt er dort für die Grünen im Sozialausschuss, ist sogar stellvertretender Vorsitzender. Aber Hennings hat ein Problem: Er benötigt für seine Arbeit die Unterstützung eines Dolmetschers – doch das Ortsamt gewährt ihm bisher keinen. Dabei habe seine Fraktion der Verwaltung das bereits vor den Sommerferien mitgeteilt. Seine erste Beiratssitzung im August musste Hennings dennoch vorzeitig verlassen, „weil es ohne Dolmetschung einfach nicht ging“ und „In Bremen fehlt bisher das Geld dafür.“.
Schwerbehinderte Menschen mit Assistenz in deutschen Parlamenten? Ich kann es mir schlecht vorstellen, weder Wähler noch die notwendige Barrierefreiheiten und damit ist nicht nur das Geld gemeint, geben es her.

Wie kann man das Ändern?

In der Vereinbarung zur Zusammenarbeit in einer Regierungskoalition für die 20. Wahlperiode der Bremischen Bürgerschaft 2019-2023 findet sich auf Seite 49 folgende Aussage:
Inklusion ist Menschenrecht: Sie eröffnet allen Menschen die Möglichkeit, überall im politischen, sozialen und kulturellen Leben nicht nur dabei zu sein, sondern es auch selbstbestimmt aktiv gestalten zu können. Menschen mit Behinderung sollen Verantwortung im Leben und in der Gemeinschaft selbst tragen und ihre Interessen selbstverantwortlich wahrnehmen und selbstbestimmt vertreten. Dies schließt die Vertretung in Parlamenten und Parteiorganen selbstverständlich ein. Es müssen auch alle Wahllokale, Wahlverfahren, Wahlmaterialien und Wahleinrichtungen barrierefrei werden. Hierzu ist es auch notwendig, dass das Informationsmaterial barrierefrei gestaltet wird und dass die Wahlhelfer*innen entsprechend geschult werden.

Dies ist, nach meinem Wissen, die erste eindeutige Erklärung und Bekenntnis einer Regierung in der Bundesrepublik dieser Art.
Hier ist der Ansatz gegeben auch Menschen mit schwersten Behinderungen in die aktive und gestaltende Politik einzubringen. Wir brauchen alles und alle, unsere Vertreter und Verbände der Menschen mit Behinderungen, die Gewerkschaften, die Parteien, uns Menschen auf der Straße, unser alltägliches Leben bis zu dem Tag wo es „normal“ ist, dass Menschen mit Behinderungen am „normalen“ Leben teilhaben.

Und nun? 

Lasst uns nun über das weitere Prozedere diskutieren und uns gute Lösungen einfallen. 

 
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

© 2020 Udo Schmidt, Bremen

Montag, 20. Januar 2020

¿ Workshop ¿Mehr Beteiligung erreichen¿

Abendworkshop der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bremen

Im politischen Ehren- und Hauptamt geht es darum, Menschen für Ziele und Botschaften zu begeistern und aktive Unterstützer_innen zu gewinnen. Die richtige Ansprache und den Zugang zu Menschen zu finden, ist dabei unerlässlich. Denn nur selten kommen interessierte Bürger_innen von sich aus zu Sitzungen oder öffentlichen politischen Angeboten. Einer der Gründe hierfür ist, dass sie nicht wissen, wie sie sich einbringen können.

Nutzen:
Wir bekamen eine Unmenge neuer Ideen, wie wir Veranstaltungen oder öffentlichen Informationsverteilungen ansprechend für andere gestalten können und lernten verschiedene Methoden und Konzepte kennen, um Menschen einzubinden. Ein spannender Workshop mit aktiver Einbindung aller Teilnehmer.

Trainer:
Ralf Besser, Trainer, Systemischer Berater (besser wie gut GmbH) 

Danke an die Friedrich-Ebert-Stiftung Hamburg für diesen Workshop.

Die Ideen des Trainers grafisch dargestellt.

Freitag, 17. Januar 2020

Jahresauftakt der Bremer SPD 2020


Ehemalige Heizkessel in der Tabakfabrik
Im gut gefüllten Heizwerk der alten Tabakfabrik in Bremen. Der Ortsverein Walle ist gut vertreten und bekommt (unter anderem) eine tolle Rede unserer neuen Parteivorsitzenden Saskia Esken zu hören. Ohne rhetorisches Schnickschnack, dafür mit umso mehr sozialdemokratischen Inhalten.
Angespannt vorher auf das was geschehen wird. Um so entspannter und voller Elan nachdem zunächst unsere Landesvorsitzende Sascha Aulepp und im Anschluss unsere Bundesvorsitzende Saskia Esken gesprochen haben.
So geht Politik, so geht SPD in Bremen, so geht Sozialdemokratie und auch demokratischer Sozialismus.
Saskia Esken - SPD Parteivorsitzende
Sascha Aulepp - SPD-Landesvorsitzende

Ein Teil des OV-Walle mit Saskia und Sascha
   
Kesselraum
Kesselraum
#WirLiebenBremen

Barrierefreiheit und Wahlkampfveranstaltungen.

Ich denke, es hat sich noch nie jemand so richtig Gedanken darüber gemacht, dass auch Menschen mit Behinderungen Wahlkampf machen und auch g...